Rad am Ring 2015

Rad am Ring 2015

(a.k.a. Sturm, Regen und der kürzeste Tag des Jahres)

Die Idee

Was mit einer spontanen Idee im letzten Jahr begann, wurde dieses Jahr in die Tat umgesetzt. So fuhren wir mit zwei 4er Teams und Begleitung in die Eifel, um auf der legendären Nordschleife unsere Ausdauer und Leidensfähigkeit zu testen. Letztere wurde - wie auch unsere Zelte - stärker strapaziert, als dies im Vorfeld absehbar war.

Zum Glück nicht eines unserer Zelte

 

Das Team

Nach ein paar frühzeiten Ausfällen und Spontanzusagen von mutigen Nachrückern hatten wir unsere beiden 4er Teams zusammen.

Die Teams Seepferdchen A und Seepferdchen 1 (vlnr):
Björn, Daniela, Ingolf, Stefan, Joey, Michael, Ingo, Rickmer
und hinter der Kamera: "Super Smutje" Wiebke 

Die Unterstützer

Bevor wir uns aber wirklich auf den Weg zum Nürburgring machen konnten galt es, verschiedene Dinge zu klären: gemeinsame Trainingskilometer und Höhenmeter, Fahrt und Verpflegungs-Orga, sowie - nicht zu unterschätzen - Sponsoren. Letztere sind wie bei den großen Teams von entscheidender Bedeutung, für ein Gelingen.

Unser erste Gedanke, wir müssen uns Wettkampf-gemäß ernähren. Also führte der Weg zu Jens Fürst. Selbst ein begeisterter Radsportler und auch als Unterstützer des Bremen Triathlon aktiv, konnte er sich schnell mit der Idee anfreunden und wäre auch gern selber mitgefahren, was aber leider nicht geklappt hat. Auf alle Fälle verdanken wir Jens eine gut gefüllte Kühlbox mit Wurst, Käse und Obst. Außerdem die lebenswichtige Kabeltrommel mit ausreichend Kabel.

Neben der Ernährung ist das gesamte Team-Camp von entscheidender Bedeutung. Unser eigentlich geplantes Motorhome wurde leider vom  Team Sky für die Tour de France blockiert, so daß wir improvisieren mußten. Ein Partner für professionelle Improvisation von Outdoor-Aktivitäten war in Bremen schnell gefunden. Mit ausreichender Expertise kam nur Unterwegs am Domshof in Frage. Auch dort fanden wir direkt Gehör und Unterstützung. Unsere Wasserbestände hatten wir Dank der Kanister gut im Griff. Nudeln kochen, Hände waschen, Geschirr spülen, Tee und Kaffee kochen, sowie natürlich reichlich Wasserflaschen füllen war jederzeit möglich. Aber fast noch wichtiger waren die ultimativ bequemen Camping-Sessel auf denen wir zwischen den Runden entspannen konnten.

Und alles mußte so stehen, daß wir entweder ausreichend Schatten in der Hitze (ja, wir waren optimistisch) oder Schutz vor Regen hatten. Also begaben wir uns auf die Suche nach einem ausreichend großen Pavillon, der unsere Feldküche und das Esszimmer beherbergen kann... und wurden auch in diesem Fall fündig. Der Freundeskreis des Schloßparkbades hat ein Herz für Sportler und stellte uns seinen Pavillon zur Verfügung.

Erste Schritte zum Aufbau unseres Pavillons

Damit waren wir schon einigermaßen komplett... solange alle Räder die Belastungsprobe ohne Macken überstehen. Darauf konnten und wollten wir uns nicht verlassen. Also fragten wir bei dem Fahrradladen unseres Vertrauens nach Unterstützung. Kris von Sönsteby war schnell überzeugt, daß eine verrückte Idee konkrete Unterstützung verdient. Und in der Tat ist es so, daß wir nicht nur Werkzeug und Verschleißteile aus seinem Bestand mitnehmen, sondern auch den Firmen-Transporter für die Fahrt nutzen konnten. Die von ihm gestifteten Cliff-Bars (Energie-Riegel) waren sozusagen das Sahnehäubchen.

Hier eine typische Verpflegungssituation im Zelt.
Deutlich zu sehen, die Cliff Bars direkt neben dem Wasserkanister - beides wichtig :-)

So hatten wir vier im Vorfeld vier Sponsoren, ohne die unsere Teilnahme in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Daher geht unser GROSSER DANK an dieser Stelle an

Die Vorbereitungen

Die gemeinsamen Ausfahrten waren nicht so zahlreich wie erhofft, aber mit verschiedenen Teilnehmern sind wir immerhin nach Brake, Bremerhaven, Bruchhausen-Vilsen und auf den Brocken gefahren. Ist es dabei Zufall, daß wir nur Ziele mit "B" angefahren sind? Aber jeder hat natürlich für sich auch sein Trainingspensum gemacht, so daß wir uns fit genug fühlten die Herausforderung anzunehmen...

Die Anreise

Was soll man sagen? Sommerferien, Freitag, A1.

Es hätte sicherlich bessere Termine gegeben. Aber danach fragt keiner. Also in den Stau gestellt und still gelitten. Wiebke – unser Smutje – und ich waren uns zumindest sicher, daß wir im Stau nicht verhungern würden. Und der Plan B sah vor, die Vorräte meistbietend an stau-geplagte Eltern zu verkaufen und dabei reich zu werden ;-). Schließlich waren wir um 16 Uhr auf dem Gelände und bekamen einen ersten Eindruck von der Strecke, der Stimmung und der Aufgabe.

Typischer Festival Dreikampf: Ankommen, Auspacken, Aufbauen...

Der Aufbau und die erste Nacht

Vor Ort konnten wir festellen, daß die Lage der ohne jegliche Ortskenntnisse gebuchten Parzellen super war :-)

Wiebke und ich waren die ersten vor Ort und haben auch bei strahlendem Sonnenschein, schnell angefangen, den Transporter zu entladen und den Pavillon aufzubauen. Schließlich war schon für den Abend das erste Gewitter angekündigt. Nach und nach trafen dann auch unsere Teamkollegen ein. Schnell wurden die Schlafzelte aufgebaut, der Grill angeheizt und die erste Portion Nudeln war am Start.

Ab ca. 21:00 Uhr hatten wir dann gemeinsam gut damit zu tun,den Pavillon am Boden und an Ort und Stelle zu halten. Außerdem wurden Abspannungen zu Anhängern der Nachbarn und vorhandenen Anhängerkupplungen gezogen, denn der Wind wurde zum Sturm und der Niederschlag zum Gewitter. Bis auf einen Ausfall - und Daniela hat für die Nacht ein Alternativquartier gefunden - haben zum Glück alle Zelte gut durchgehalten.

Nunja - wasserdicht kann auch heißen, daß das Wasser drin bleibt

Nachdem der Wind kurz nach Mitternacht nachließ, konnten wir auch unseren mittlerweile gut abgespannten Pavillon alleine lassen und stiegen in die Schlafsäcke um für das Rennen ausgeruht zu sein.

Der erste Morgen und kein Start

Am Samstag Morgen wurden wir nicht wirklich von besseren Bedingungen begrüßt. Weiterhin Regen (mal mehr, mal weniger), weiterhin "für die Jahreszeit zu kalt". Und schon kurz nach neun die Ansage, daß wegen einer weiteren Sturmfront der Start um drei Stunden verschoben wird. Nun wartete also ein 21 Stunden Rennen auf uns, während wir in Winterklamotten unser Frühstück aßen. Es zeichnete sich an dieser Stelle schon ab, daß unsere Getränkleplanung geändert werden müßte. Jede Menge heißer Tee, statt kalter Cola war gefragt.

Es gibt ja Verrückte, die fahren die Nordschleife mit dem Rad...
aber die ganz harten LAUFEN!

 

Die Sturmfront war übrigens eine echte Sturmfront und nicht das was Binnenländer darunter so manchmal verstehen. Viele Zelte und Ausstellerpavillons auf der Expo haben dann auch im Laufe des Vormittags die Grätsche gemacht, wenn sie nicht schon in der Nacht zusammengebrochen sind.

Also, das Wetter wurde nicht wirklich besser, aber Ingo und ich haben uns als Startfahrer unser beiden Teams kurz nach drei in die Klamotten geworfen und uns warm gefahren. Galt es doch beim Start um 16:15 Uhr eine gute Figur zu machen und nicht gleich in der ersten Runde zu loosen. Während wir also im Regen ein paar Runden fuhren, hörte ich über die Lautsprecher etwas von "Start acht Uhr". Na Supi.

Manchmal hatte ich den Eindruck, daß sich die Informationspolitik durchaus in diesen Zetteln wieder gefunden hat.

Es ging also zurück zum Zelt, nasse Klamotten aus und weitere 4 Stunden warten.

Problem Nummer eins: sinnlos die Klamotten nass gemacht.
Problem Nummer zwei: sinnlos Energie-Gel verdrückt was auch alles andere als empfehlenswert ist ;-)

Größere Teile unseres Teams entschieden daraufhin, einfach mal so die Nordschleife zu fahren. Kleinere Teile des Teams wiesen auf die aufziehenden Wolken hin und wollten lieber noch warten. Das Wetter schlug sich auf die Seite der Minderheit, weshalb wir erstmal wieder alle unter dem Pavillon saßen... und aßen. Was soll man auch sonst machen. Ach ja, Tee trinken.

Gegen 17:15 Uhr war das Wetter dann weitgehend OK und das Team startete zur ersten, inoffiziellen Erkundung der Nordschleife. Ohne mich. Mir war das dann doch zu nah am Start, der ja eventuell nach zweimal verschieben endlich mal stattfinden könnte.

Als der Erkundungstrupp nach einer gutem Stunden wieder da war, wurde mir mit auf den Weg gegeben, daß die hohe Acht echt 'ne Rampe ist. Beruhigend, oder?

Der Start...

...fand dann um 20 Uhr wirklich und endlich statt!! Das Wetter war deutlich besser. Kein Regen mehr, nur noch Sturm und kalt.

Die Fahrbahn war trocken und die Meute schob sich langsam vom Startbereich die ersten Abfahrten hinab. Noch vorsichtig, denn es war trotz der breiten Piste recht eng. Auch zeigte sich schnell, daß es unterschiedliche Fahrer-Qualitäten gab. Schnell bergauf kann nicht jeder, schnell bergab auch nicht. Auch in unseren Teams kristallisierten sich schnell unterschiedliche Vorlieben heraus. Unter dem Strich ergab dies aber ausgesprochen homegene Rundenzeiten ;-)

Während der ersten Runde kam vor der Dämmerung tatsächlich nochmal die Sonne raus und ich konnte trotz der Anstrengung das Fahren auf dieser einmaligen Strecke genießen. Nicht so wirklich genießen konnte ich die Hohe Acht, als ich sie denn erreichte. 18% Steigung sind eine Ansage. Absteigen gilt nicht (auch wenn das im Laufe des Rennens immer häufiger zu sehen war).

Kurz vor dem endgültigen Einbruch der Dunkelheit erreicht ich unseren Zeltplatz und Ingolf ging für unser Team auf Tour. Nach ein paar Minuten trudelte auch Ingo ein, der seine erste Runde auch gut überstanden hatte und übergab den Transponder an Stefan.

Die Nacht

Ingo und ich hatten den großen Vorteil, daß wir die Strecke nun schon einmal im Hellen fahren konnten. Alle anderen mußten gleich unter erschwerten Bedingungen in der Dunkelheit fahren. Und die Rundenzeiten sind nachts nicht ohne Grund höher als tagsüber. Man kann selbst mit richtig guten Lampen nicht mit Volldampf die Abfahrten runterdonnern, wenn man nicht komplett schmerzbefreit ist.

Um unsere Schlafzyklen zu optimieren haben wir in unserem 4er Team beschlossen ab Mitternacht jeweils zwei Runden zu fahren. Eine recht einfache und schnelle Entscheidung, die Ingolf und ich jedoch büßen mußten. Denn das hieß für uns zweimal den kompletten Kurs in der Dunkelheit, zweimal Hohe Acht. Wir haben es beide geschafft (nicht abzusteigen!); und wir waren beide echt kurz davor... Die anderen Vier sind beim Wechsel nach jeweils einer Runde geblieben.

Was nachts angenehm war: die Strecke war deutlich leerer als bei der ersten Runde. So konnte man bei den Abfahrten weitgehend Ideallinie fahren und Spaß haben. Dennoch denke ich, daß eine Höchstgeschwindigkeit von über 90 km/h nachts nicht drin gewesen wäre.

War es tagsüber nicht besonders warm, so wurde es nachts noch deutlich kühler. Um genau zu sein sanken die Temperaturen auf 5 Grad. Und das im Juli!! Aber es blieb trocken und der Wind schlief auch ein. So gesehen zumindest ein paar positive Aspekte.

Smutje Wiebke hat um 1:00 dann völlig durchgefroren die Segel gestrichen und sich in den Schlafsack zurückgezogen. Also lag der Küchendienst jetzt bei uns selbst.

Ingolf machte bei unserem Wechsel um 2:30 unmißverständlich klar, daß nach seiner Runde ein heißer Tee auf ihn warten muß. Also blieb ich noch ein wenig auf und konnte dann auch die Nachterfahrung mit Stefan teilen, der sich auch gerade für das andere Team auf den Start vorbereitete.

Björn hatte nach seiner Ablösung von Ingolf weniger Glück. Aus tatsächlich noch immer ungeklärter Ursache hat sein Rad bei den Abfahrten eine so starke Neigung zum Flattern gezeigt, daß er sich ernsthaft Sorgen um Material und Gesundheit machen mußte. Klar, daß er nach nur einer Runde an Michael übergeben hat und sich erstmal mit dem Rad zum Werkstatt-Bereich auf den Weg machte... leider erfolglos. Aber zum Glück sind alle heil und gesund geblieben!

Der nächste Morgen

(von der Grünen Hölle ins Paradies)

Michael setzte unsere Doppelrunden-Tradition der Nacht fort und fuhr in den Sonnenaufgang des neuen Tages. Ja, "Sonnenaufgang". Als wären die Unwetter, Stürme und was sonst noch alles, gar nicht gewesen, präsentierte sich die Eifel am Sonntag morgen von ihrer schönsten Seite. Sonnig, nahezu windstill, warm, einfach super.

So konnte dann auch noch eine Runde bei perfekten Bedingungen genießen und sich mit dem Rennen und der Strecke versöhnen.

Wer frei hatte, genoß die Sonne und ließ sich die in der Nacht durchgefrorenen Knochen durchwärmen.

Michael und Stefan hatten die Ehre für unsere Teams die jeweils letzte von 15, bzw. 16 Runden zu fahren. Wir hatten überlegt, die letzte Runde gemeinsam zu fahren., mußten aber mehrheitlich einräumen, daß uns dazu dann doch Motivation und vor allem Kraft fehlte.

Michael beim Zielsprint - erstaunlich viele Körner am Ende der Tour!

Stefan fährt für das Team Seepferdchen 1 die letzte Runde souverän zu Ende!

So warteten wir auf unsere beiden Helden im Zielbereich und feierten danach den gelungenen Abschluß der ersten Seepferdchen-Teilnahme bei Rad am Ring mit dem Vernichten unserer restlichen Grillvorräte.

Da sich die Sonne nun auch endlich so richtig ins Zeug legte hatten wir es auch nicht so eilig, zusammenzuräumen und bauten in aller Ruhe ab.

Wiebke, unser Super Smutje, ohne den wir alle wahrscheinlich kraftlos und halb verhungert auf der Strecke geblieben wären, und ich luden um kurz vor sechs dann die letzte Kiste in den Transporter von Sonsteby und rollten den anderen hinterher, Richtung Norden.

Fazit

Gern wieder!
Gern mit weniger Sturm und Regen!
Tolles Team!!
Tolle Sponsoren!!!

Viel Spaß!!!!