Ibbenbürer Klippenlauf 2016 - Einzelstart

19. März 2016: Klippenlauf in Ibbenbüren...

...was ist da schon dabei?

Tja liebe Bekannte, Anverwandte, Freunde und andere Interessierte,
diese Frage stellt sich nicht mehr, wenn man sich die Ausschreibung ansieht:
„Alles andere als flach“ und „Nichts für Warmduscher“
oder übersetzt: 24,7 km mit 500 Höhenmetern

(Details hier: ibbenbuerener-klippenlauf.de)

Daniela hatte den Vorschlag im Oktober 2015 gemacht, in Ibbenbüren mitzulaufen, um mal ein wenig Höhenmeter in die Beine zu bekommen. Und im Übermut des absolvierten Halbmarathons dachte ich schon, das ist irgendwie zu schaffen... Eine Einschätzung, hinter der sich dann immer mehr Fragezeichen sammelten, je näher das Datum gerückt ist.

Ja, ich bin dieses Frühjahr eigentlich schon wieder ganz gut in Form für die kommende Saison, aber knapp 25 km sind eine Strecke, die es auch ohne die Klippen in sich hat. Ein Testlauf, den ich Ende Februar in der Sierra Nevada gemacht habe, hatte nur 170 Höhenmeter auf 6 km und mich dennoch ziemlich strapaziert. OK, vorher den ganzen Tag Snowboard zu fahren war sicherlich auch nicht die optimale Vorbereitung :-)
Eine gewisse Grundskepsis was den Lauf angeht war also in den letzten Wochen doch mein häufiger Begleiter.

So sieht's im Profil aus... die 500 Höhenmeter verteilen sich auf neun Klippen mit bis zu 25% Steigung.

Im Vorfeld des Klippenlaufes habe ich mich - weitgehend - an den Trainingsplan von Daniela gehalten und mit einer gesunden Mischung aus GA1- und Intervall-Einheiten die Grundlagen für Strecke und Steigungen gelegt. Wobei jeder der es schon mal gemacht hat (hallo Christoffer!) nachfühlen kann, daß bei den GA1-Strecken über 10 km irgendwann die Langeweile kommt, wenn man so ziemlich jeden Strauch entlang des Weges mit Namen begrüßen kann. Ich bin daher neben den mir bekannten Strecken im Bürgerpark/Unisee/Blockland auch einige Mal am Werdersee und in der Überseestadt gelaufen. Schöne Ecken, wenn man nicht am Samstag nachmittag läuft und Slalom um tausend Kohltouren machen muß.

Einige meiner Bekannten (hallo Markus!) teilten meine Skepsis nicht und waren sich recht sicher, daß ich das Teil schon einigermaßen hinter mich bringen würde. Diese Einschätzung konnte ich nicht richtig teilen. Ebensowenig wie den Standpunkt von Iñaki (unserem Begleiter aus dem Baskenland), der bei 6 Grad und leichtem Nieselregen davon sprach, daß es alles ein super Spaß werden würde... Naja, wer bei 12 Grad im Unisee schwimmt (ohne Neo!), der hat sowieso eine andere Wahrnehmung als normale Mitteleuropäer.

Nachdem wir dank Oliver recht schnell und ohne Stau nach Ibbenbüren gekommen sind, hatten wir noch lockere 1,5 Std bis zum Start. Zeit genug, um in Ruhe die Startunterlagen abzuholen und noch die letzten Kohlehydrate zuzuführen. Beim mir sah es so aus, daß ich auf der Fahrt noch ein Brötchen gegessen hatte und in der Turnhalle meine obligatorischen Nudeln mit Ketchup. Dank meiner zunehmenden Nervosität habe ich zwar noch ausreichend getrunken, aber dann doch vergessen, kurz vor dem Start mein Rosinenbrötchen zu verdrücken. Fiel mir 500 m nach dem Start ein. Mist!

Also war meine einzige Hoffnung die Streckenverpflegung. Und meine 150ml Iso-Mischung aus Maltodextrin 12 & 19 mit Isomaltulose und ein wenig Ingwersirup (für den Geschmack), die ich in der Tasche hatte. Denn es war mir einigermaßen klar, daß die Strecke ohne weitere Energie keinen Spaß machen würde.

Es ging über 2km recht locker aus Ibbenbüren raus in den Teutoburger Wald. Nach ca. 3 km denn die erste Klippe und danach die erste Verpflegungsstation. Wasser, Tee, Nussecken. Meine Rettung. Ich mag keine Nussecken, aber das ist in solchen Situationen egal. Also bei den freundlichen Helfern eine Nussecke und ein Wasser geschnappt und weiter geht's. Nach der Nussecke und der ersten Klippe (14%) dann auch langsam ansteigende Zuversicht, daß das Zeitlimit von 3 Stunden auch für mich erreichbar ist.

Ein gelbes Cap ist wunderbar geeignet, um den Blick auf das leidende Gesicht zu verbergen. Dazu noch die verdeckte Startnummer und ich komme inkongnito den Berg rauf...Die Klippen waren hart, aber insgesamt dann doch weniger hart, als erwartet. Zumindest haben einen die ersten ein wenig in Sicherheit gewogen. 14% in der ersten Klippe und 24% in der zweiten auf nur 50 m. Die bin ich dann auch im Gegensatz zu den meisten anderen noch gelaufen.

Die meisten anderen waren dann auch bergab wieder an mir vorbei :-(
Es macht sich in der Technik halt leider bemerkbar, ob man aus der Gegend ist, oder sich die Erfahrungen mit Steigungen auf Deiche und Autobahnbrücken beschränken... Im Laufe der Strecke hatte ich aber einigermaßen aufgeschlossen und konnte bergab auch laufen lassen. Wobei ich auch klar einräumen muß, daß da beim mir noch Potential liegt.

Es ging auf und ab und die ein oder andere Klippe wurde bezwungen. Alle laufend. Ich wollte so lange wie möglich im Rhythmus bleiben. Auch die Postweg-Klippe, mit 25% die steilste Klippe der Tour bin ich gelaufen. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob diese Strategie wirklich klug war, so war ich doch auf der Suche nach der Grenze. Die Postweg-Klippe war sie auf alle Fälle noch nicht.

Als ein Highlight dieses Laufes konnte ich an dieser Stelle schon sagen, daß die Strecke hervorragend ausgeschildert war. OK, ich konnte auch immer den anderen hinterher laufen, aber die Schilder waren gut und ausreichend plaziert. Wir wissen, das ist nicht immer der Fall...
Auch die Helfer an den Stationen und allen wichtigen Kreuzungen waren super. Immer freundlich, immer anfeuernd. Da wird so mancher vom Rassel-Schwingen noch Muskelkater in den Armen haben.

Optimismus zeichnet sich ab.Nach ca 10 km waren wir locker auf dem Rücken des Teutoburger Waldes, wo es auf dem Hermannsweg nur gemäßigt auf und ab ging, sagte mir meine Uhr mit einer recht erfreulichen Durchgangszeit, daß ich die 3 Stunden Marke wohl doch mit Sicherheit schaffen würde. Eine kleine Freude zwischendurch und verhaltener Optimismus machte sich breit. Da war es dann eine Frage der Taktik, wann ich meine Energie-Mischung nehmen sollte. Zu früh und der Einbruch kommt vor dem Ziel, aber zu spät wäre auch blöd... Ich habe mich dann nach der 6. Klippe dazu entschlossen, was sich auch als richtig herausgestellt hat.

Während das Feld die ersten 10 km noch relativ dicht über die engen Waldwege lief, war es dann auf dem zweiten Teil der Strecke schon luftiger in meinem Umfeld. Es hatte sich eine Gruppe von ca. 10 Läufern so eingerichtet, daß wir alle mit dem ungefähr gleichen Tempo unterwegs waren und uns dabei auch ein wenig unterhalten konnten (in den flachen Passagen). Ich war nicht der Einzige, der seinen Verpflegungsplan verrissen hatte. Das macht den Fehler zwar nicht weniger nervig, beruhigt aber trotzdem.

In der Zwischenzeit wußte ich, daß 3 Stunden nicht das Kriterium sind. Ich hatte reichlich Gelegenheit meine Zwischenzeiten hoch zu rechnen und den notwendigen Schnitt zu kalkulieren, den ich für 2,5 Std benötigen würde. Aber mir war auch klar, daß ich ohne den Rest der Strecke zu kennen, nicht zu früh Gas geben durfte. Also moderat weiter getrabt...

Auch einige private Unterstützer haben sich an neuralgischen Punkten um das Wohl der Läufer gekümmert. Um nicht nochmal Nußecken zu nehmen, habe ich hier Traubenzucker genommen...Vor der letzten (wirklich harten) Klippe habe ich dann auf Traubenzucker zurück gegriffen. War halt im Angebot und ich habe gehofft, daß das Traubenzucker-Loch erst im Ziel kommt. Da ich dann auch nochmal an den Nußecken vorbei gekommen bin, hat's funktioniert...

Nach neun Klippen dann locker aus dem Wald raus in Richtung Ibbenbüren. Aber ich hätte mir den Streckenverlauf doch noch ein wenig genauer anschauen sollen. Statt die kurze Strecke zu nehmen, die wir hin gelaufen sind, machte die Strecke einen Knick nach links und führte und nochmal ein wenig bergauf durch den Wald und über die Autobahn in einer Schleife wieder zurück zum Start. Darauf hätte ich (und auch viele in meinem Umfeld) gut verzichten können. Auf den letzten beiden Kilometern bin ich zwar auch auf dem Zahnfleisch gekrochen (mit 5:40er Pace), aber auch an einigen Läufern vorbei, die da richtig eingebrochen sind.

Meine Berechnungen haben mir auch gesagt, daß 2,5 Std zwar in Reichweite sind, aber den dafür notwendigen Schlußspurt konnte ich nicht angehen. So bin ich halt im Endspurt mit 5:30 er Pace ins Ziel gelaufen, aber die Uhr stand bei 2:31:29 (2:31:03 netto).

"Strahlend" im Ziel...

...und so hat es sich wirklich angefühlt.

 

Danach dann nur noch zum Verpflegungsstand und erstmal Speicher mit Orangen und Multi-Vitaminsaft auffüllen.

Fazit: Ja, es ist zu schaffen. Nächstes Jahr in unter 2:30:00? Vielleicht.

Es war verdammt hart. Der Halbmarathon war im Vergleich harmlos. Aber es hat gezeigt, daß eine ganze Menge drin ist. Und nachdem die Schmerzen in Füßen und Gelenken auch weg sind, bleibt es im Blick zurück eine gute Veranstaltung, die sich auch durch eine sehr gute Organisation und vorbildliche Helfer auszeichnet.

Und für alle, die sich die Details ansehen möchten, hier der Lauf bei Strava:
https://www.strava.com/activities/521078139