Cyclassics 2016 - Einzelstart Joey

Mal in der Reihenfolge der Prioritäten:

  1. hat Spaß gemacht
  2. heil geblieben (notwendige Bedingung für 1)
  3. persönliche Bestzeit (hinreichende Bedingung für 1)
  4. gutes Wetter, gute Gruppe (hinreichende Bedingungen für 1)


Im Detail:
Aufstehen um 5:30 ist an einem Sonntag nicht wirklich der Hit. Aber egal - geht halt nicht anders.
Nachdem mir Christoffer gestern Abend noch meine Unterlagen vorbei gebracht hat, konnte ich zumindest in Ruhe Rad und Trikot präparieren und alles für den frühen Start in Richtung HH bereit legen. Müsli war vorbereitet und Nudeln gekocht.

Das Frühstück dann wie immer/häufig, erstmal ein Brötchen mit Tee zu Hause, Rest Tee in Thermoskanne und die Tupperdosen mit Müsli und Nudeln für die Bahnfahrt eingepackt. Im Zug dann das übliche Bild. Der Fahrradwagen gut belegt mit Rennrädern, und mit jedem Bahnhof Richtung HH noch ein wenig mehr. Aber keine Überfüllung - paßte.

Der kurze Blick auf die montierten Startnummern und Blöcke verriet mir, daß ich der Einzige war, der sich ein wenig vom Bahnhof aus beeilen mußte. Ich hatte weniger als eine halbe Stunde zwischen Ankunft Hbf und Start. Also direkt Richtung Beutel-Abgabe und dann warm fahren Richtung Startblock. Was Wetter war wie angesagt, gut. Aber wir hatten den Startblock im Schatten und ich war nicht der Einzige mit langen Ärmeln. Die Weste habe ich zum Start verpackt, aber die Ärmlinge blieben dran.

Der Start verlief wie gewohnt. Langsam im Block losrollen und dann nach 500m schon bei 30+ auf dem Tacho. Nach 1,5 km eine ungeplante Verengung, weil am Straßenrand schon jemand lag, der übel gestürzt war. Und war hatten nur 2 Blöcke vor uns, also noch nicht so viele Fahrer auf der Strecke... Später sagte mir jemand, daß seine Gabel wohl gebrochen war und deshalb über Kopf gegangen ist. Soviel zum Thema Carbon und Beschädigungen.

Bis zur Köhlbrandtbrücke dann das übliche Wechselspiel aus Sprint und Rollen. Der Block zog sich zieharmonika-artig auseinander, um dann bei der nächsten Kurve wieder zusammen zu ziehen. Etwas nervig, aber wohl auch unvermeidbar. Dabei hatte ich mich an eine Truppe Dänen gehängt, weil ich letztes Jahr mit einer dänischen Gruppe gute Erfahrungen gemacht habe und auch keine Alternative sichtbar war.

An den weiteren Steigungen nach der Köhlbrandt kam es dann zu den ersten Segmentationen des Feldes. Ich konnte gut in den vorderen Bereichen mithalten und habe mich dabei auch immer nach vorn orientiert. Eine feste Gruppe war aber nicht wirklich auszumachen. So ca. 20 - 30 Leute, die immer irgendwie in Sichtweite waren und ich konnte komplett den Windschatten genießen. Teilweise in den Kurven wieder mal recht eng und viel zu viel Gebremse, weil die Leute scheinbar nur geradeaus fahren üben. Außerdem haufenweise falsch geklappte Schnellspanner... aber das ist ein anderes Thema.

Bei Buchholz hatte ich dann häufiger mal ein 2er Gespann um mich rum, mit denen ich auch teilweise direkt im Windschatten gefahren bin. Auffälligerweise einer immer vorn, einer immer dahinter. Ein paar freundliche Worte, wenn wir uns mal wieder begegnet sind, aber wir haben weiterhin so immer unser eigenes Ding gemacht.

Eigentlich wollte ich dann auch mal die Ärmlinge ablegen. Das kann ich zwar locker bei Rad am Ring in der Nordschleife, während der Fahrt und im Blockland sowieso. Aber das war dann doch mit meist weit über 40 nicht so mein Ding. Also nur zu den Händen runter gezogen und dran gelassen.

Zwischendurch dann immer mal wieder in paar Fahrer aus Block B und sogar A überholt. Man fragt sich, wie die es in den jeweiligen Block geschafft haben. Aber natürlich auch spätestens ab Buchholz immer wieder (glücklicherweise nur vereinzelt) Gruppen, die uns voll verblasen haben. Eine Gruppe mit Treck-Montur, Startblock E, die an uns förmlich vorbei gerast sind. Wahnsinn.

Zum Schluß, nach knappen 80 km, dann das übliche Geballer Richtung Harburg rein. Einige Kurven, einige Abfahrten, hohe Geschwindigkeiten und hoher Adrenalin-Pegel. Mein Pegel an Kohlehydraten war auch ausreichend hoch. High5-Energy-Gels sei Dank. Nach 40km ein Riegel aus der eigenen Backstube (@Michael K.: Rezept folgt, bebildert - habe ich nicht vergessen) und nach 50 und 75 km je ein Gel und ich hatte auch für den Schluß ausreichend Körner.

Wie auch die letzten Jahre dann in den Kurven zum Hafen einige Plätze gut gemacht und auch das 2er Gespann wieder gefunden. Und ebenso wie in den letzten Jahren dann mal wieder nur Lutscher durch den Hafen. Das 2er Gespann ist dann nach vorn und hat gearbeitet (auch nur der größere von beiden). Nach einiger Zeit bin ich dann nach vorn und habe sie abgelöst. Hatten den Vorteil, daß ich frei durch die Kurven in der Hafen-City ballern konnte. Perfekte Linie und die beiden sind gut dran geblieben (nachdem ich einmal unfreundlich einen Idioten weggebrüllt hatte, der sich reindrängeln wollte). Ich hatte beschlossen, meine Körner auf dem Weg zum Zielsprint zu verballern und mich nicht an den Sprints zu beteiligen. Das ist mir zu eng und gefährlich. Gab ja letztes Jahr auch vom RCB einen üblen Sturz auf der Mönkebergstraße - das ist nicht meins, nach 100km dann 400m vorm dem Ziel absteigen. Nee. Also vorher ordentlich gearbeitet und dann das Feld vorbei ziehen lassen.

Nach dem Zieleinlauf dann nochmal kurz mit dem 2er Gespann gesprochen und wir haben uns gegenseitig für die gute Arbeit bedankt .-) Es stellte sich heraus, Vater und Sohn aus Lippe/Dettmold. Und der Vater hatte vor 14 Tagen noch eine Erkältung. Da muß dann halt mal der Sohn ran Der Senior ist Jahrgang 58 und hat das voll durchgezogen. Respekt.

So war ich dann nach 2:33:12 im Ziel und mein Tacho sagte mir einen Schnitt von 39.
#zufrieden
Mal wieder schneller als im Vorjahr.

Die Statistik 2016 (noch inoffiziell) / 2015

  2016 2015
Platz (m/w): 431. von 7316 811. von 7876
Plazierung prozentual: 5,9% 10,3%
Schnitt: 39,22 38,41
Streckenlänge:  100,2 106,0


Die weitere Verbesserung der Geschwindigkeit ist zwar nominell nicht so hoch, aber an der Plazierung kann man erkennen, daß in dem Bereich auch kleine Verbesserungen gleich einen deutlichen Sprung nach vorn bedeuten.

Tja, und so saß ich dann auch um 11:46 wieder im völlig überfüllten IC nach Bremen. Eigentlich dachte ich, daß der Fahrradwagen ausreichend Platz hat (IC ja nur mit Reservierung), aber in Harburg stiegen dann 6 Renter mit Drahteseln (anders kann man diese 20kg-Ungetüme mit überbreiten Bügel und Körben am Lenker nicht bezeichnen) zu und ich war eigentlich zu viel. Das widerum fiel aber der Zugbegleiterin erst auf, als wir schon wieder rollten. Großes Lob an sie: sie hat das sehr lässig genommen und war nicht mal großartig sauer, was an sich berechtigt gewesen wäre. Ich muß dazu sagen, daß ich in Harburg auch ausgestiegen wäre, wenn die Herren nicht gleich mit ihren Rädern den Zug gestürmt hätten...


Fazit: nice ride

Grüße
Joey